Simon Verhoeven zieht in seiner neuer Komödie die hochsensible Themen unserer Zeit durch den Kakao. Eine Gradwanderung, die hoffentlich beim Publikum ankommt.
 
Ich Boss – du nix!
 
Die Zeiten sind sensibel. Das muss Familienvater Heinz Hellmich schmerzhaft feststellen, als ihm nach einigen ungeschickten Fehltritten in der Firma der Jobverlust droht. Um zu beweisen, dass er kein „alter weißer Mann” ist, lädt er seinen Chef und weitere Gäste (oder heißt es Gäst*innen?!) für ein Dinner zu sich nach Hause ein.
 
Mitsamt seiner Familie will er sich von seiner besten und politisch korrektesten Seite präsentieren! Doch schon in der Anbahnung des Abends tappt Heinz von einem Festnäpfchen ins nächste und stellt dabei fest, dass seine Frau Carla, seine Kinder und auch Opa Georg auch nicht gerade pure Harmonie ausstrahlen.
 
Als nach vielen Turbulenzen endlich alle an einem Tisch sitzen, beginnt die Fassade der Familie schnell zu bröckeln...
 
Liebe Kolleg:innen …
 
Simon Verhoeven (u.a. Willkommen bei den Hartmanns, Girl You Know It´s True) hält uns diesmal höchst amüsant einen Spiegel vor. Und macht dabei weder vor Wokeness noch vor anderen sensiblen Thematiken unserer Zeit halt. Verpackt in eine äußerst unterhaltsame Komödie. Und das erfrischende dabei: Ohne mit dem Zeigefinger auf bestimmte Gruppierungen zu zeigen oder uns Meinungen aufdrängen zu wollen.
 
Vielmehr betrachten wir die vermeintlichen Missgeschicke von Heinz aus sicherer Entfernung. Und amüsieren uns über all jene Dinge, die wir auch selbst nur zu gut aus unserem Alltag kennen. Die Fettnäpfchen beim Gendern, Bewerbungsgespräche bei denen unerfahrene Anwärter mehr Life- als Work fordern oder die Großeltern, die nach wie vor frei Reden ohne darüber nachzudenken.
 
Aber nicht alles Gezeigte soll lustig sein. Sondern uns auch dazu anregen über Umgangsformen und die Sinnhaftigkeit von neuen Verhaltens- sowie Sprachregeln nachzudenken. Und auch diese Gradwanderung  gelingt Verhoeven hervorragend. Der erfahrene Regisseur trägt dabei nie zu dick auf und weiß Grenzen des guten Geschmacks einzuhalten.
 
Zudem haben auch Themen wie KI oder ein Ausflug in politische Gesinnungen ihren Weg in die Komödie gefunden. An letzterem möchte sich der über 80jährige Opa versuchen. Hervorragend dargestellt von keinem geringeren als Friedrich von Thun.
 
Hochkarätig, sowie divers besetzt
 
Als Sinnbild eines „Alten Weissen Mannes“ und Hauptdarsteller konnte Jan Josef Liefers gewonnen werden. Ein Rollenbild, mit dem der Schauspieler auch selbst schon Erfahrungen sammeln musste. Und als Heinz Hellmich wohl deshalb derart überzeugend brilliert.
 
An seiner Seite ist Nadja Uhl (u.a. Die Schule der magischen Tiere) zu sehen. Sie spielt seine Ehefrau, die sich an die neuen Umgangsformen größtenteils bereits perfekt angepasst hat. Sowie Elias M´Barek als Alex, der sich im Selbstoptimierungswahn befindet und von seiner selbstentwickelten KI besessen ist.
 
In weiteren Rollen dürfen wir uns auf Michael Maertens, Meltem Kaptan, Yun Huang, Denise M’Baye sowie die Nachwuchsdarsteller Momo Beier und Juri Sam Winkler.
 
Letztere sind dabei der perfekte Gegenpol zu der schrulligen alten Generation, die einfach nicht verstehen will, dass sich die Zeiten geändert haben.
 
Fazit
 
Mit „Alter Weisser Mann“ präsentiert uns  Simon Verhoeven eine gesellschaftsrelevante Komödie, die uns zum Schmunzeln, sowie Lachen über uns selbst bringt aber auch gleichzeitig zum Nachdenken anregen soll. Vor allem über unsere Umgangsformen untereinander. Gute Unterhaltung ist aber in jedem Fall garantiert.
 
 
Autor: Max Wrede