Osgood Perkins, Sohn von „Psycho“-Legende Anthony Perkins, tobt sich weiter im Horrorgenre aus.
Unheilvolle Landpartie
Erst im Frühjahr 2025 startete mit der Stephen-King-Adaption „The Monkey“ der fünfte Spielfilm von Osgood Perkins, und nur neun Monate später geht „Keeper“, sein nächstes Werk, an den Start. Da war jemand in letzter Zeit offenbar ziemlich fleißig. Nach der lustvoll überzogenen, sich leider zunehmend in Wiederholungen ergehenden Splatter-Komödie rund um ein dämonisches Spielzeugäffchen widmet sich der bislang ausschließlich in unheimlichen Gefilden arbeitende Regisseur nun wieder einem Stoff, der nicht auf laute Lacher abzielt. Das Besondere dabei: Erst zum zweiten Mal im Œuvre von Perkins zeichnet ein anderer Autor für das Drehbuch verantwortlich. In diesem Fall Neueinsteiger Nick Lepard, der auch das Skript für die im September 2025 in den deutschen Kinos erschienene Serienkillervariation „Dangerous Animals“ verfasste.
„Keeper“ beginnt mit einem der wohl beliebtesten, zugleich abgegriffensten Horrormotive überhaupt: dem Ausflug in eine einsame Hütte in den Wäldern. Unzählige Slasher-Streifen und viele Paarschocker der jüngeren Vergangenheit, etwa „Companion - Die perfekte Begleitung“ (2025), bemühen genau diese Standardsituation, die beim genreaffinen Publikum sofort alle Alarmglocken schrillen lässt. In der Pampa lauert unter Garantie der Tod, was bis zu Filmfiguren allerdings noch nicht durchgedrungen zu sein scheint.
Schon bevor die Protagonistin Liz („Orphan Black“-Star Tatiana Maslany) mit ihrem Lebensgefährten Malcolm (Rossif Sutherland, Sohn von Schauspiellegende Donald Sutherland) zur Feier ihres einjährigen Beziehungsjubiläums in das im Dickicht liegende Holzhaus seiner Familie reist, macht sich ein Gefühl des Unbehagens breit. Der Grund: Ein fragmentarischer Prolog, der zu den Klängen des Songs „Love Is Strange“ mehrere Frauen an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten immer wieder direkt in die Kamera bzw. wahrscheinlich zu einem unsichtbaren Verehrer blicken lässt. Bilden die Situationen anfangs das erste Liebesglück ab, spiegeln sich kurz darauf Konflikte in den Szenen wider, bis uns die blutbeschmierten, zum Schrei verzerrten Gesichter der Damen in Großaufnahme überraschen. Von Romantik keine Spur mehr. Stattdessen ein beklemmender Verdacht: Wurden sie alle Opfer eines Serienmörders?
Starker Auftakt, mäßiger Fortgang
Die so aufgebaute Spannung setzt sich mit der Einführung der eigentlichen Hauptfiguren und ihrer Fahrt in den Wald fort. Liz‘ Freundin Maggie (Tess Degenstein) hält, wie ein dazwischen montiertes Videotelefonat andeutet, nicht allzu viel von Malcolm. Und sind nicht auch die Perspektiven aus dem Wageninneren irgendwie ungewöhnlich, irritierend? Perkins weiß, wie man Verunsicherung sät und bereitet geschickt den Boden für einen schon bald losbrechenden Albtraum. Was man sich als Zuschauer sehr schnell fragt: Ist Malcolm womöglich der Frauenkiller? Oder doch sein etwas später auf die Bühne tretender Cousin Darren (Birkett Turton)? Wobei sich dieser Unsympath fast schon zu unangenehm benimmt.
Die Lust am Landausflug vergeht Liz spätestens dann, als Malcolm für eine dringende berufliche Angelegenheit in die Stadt zurückkehrt und sie allein in dem verwinkelten Landhaus mit seinen großen Fenstern bleibt. Merkwürdige Visionen nehmen sie fortan gefangen, und immer mehr ist sie der Überzeugung, dass irgendwelche dunklen Mächte es auf sie abgesehen haben.
Wer Perkins‘ ernste Horrorwerke kennt, weiß, dass er vor allem über die Atmosphäre kommt, weniger an den im Mainstreamkino so dominanten Geisterbahnparaden interessiert ist. Auch „Keeper“ brennt kein Jump-Scare-Feuerwerk ab, versucht aber, mit allem, was die Genreklaviatur hergibt, für eine bedrückende Stimmung zu sorgen. Manchmal übertreibt es der Regisseur dabei mit dem Geklapper und dem unheilvollen Geraune. Die Musik zum Beispiel wirkt teilweise – so beunruhigend sie in einigen Momenten auch sein mag – etwas zu angestrengt mysteriös.
Viele Merkwürdigkeiten lösen erst einmal Fragezeichen aus. Wirklich zufriedenstellende Antworten liefert der Film in der letzten halben Stunde allerdings nicht. Die Auflösung, die uns Perkins und Drehbuchautor Nick Lepard für ihre Gruselmär in der Natur servieren, schmeckt dann doch etwas fad und zieht neben einigen verstörenden Impressionen auch Augenblicke unfreiwilliger Komik nach sich.
Dass „Keeper“ nicht komplett auseinanderfällt, ist vor allem das Verdienst von Hauptdarstellerin Tania Maslany. Liz‘ Desorientierung und ihre Panik vermitteln sich im Spiel der Kanadierin sehr direkt. Für Perkins‘ nächsten Horrorthriller, der den Titel „The Young People“ tragen und in dem Maslany neben Nicole Kidman zu sehen sein soll, wünscht man dem Filmemacher mit Blick auf den Inhalt wieder ein etwas besseres Händchen. In seiner aktuellen Arbeit, die einen im Horrorkino gerade sehr angesagten Diskurs über toxische Männlichkeit aufgreift, hebelt er zwar Erwartungen aus. Das, was er am Ende als Erklärung anbietet, ist aber auch ein bisschen albern und unausgegoren.
Fazit
Ein Drehbuch, das besonders hinten raus Probleme kriegt, und eine mitunter etwas dick auftragende Inszenierung machen „Keeper“ zu einem eher mittelprächtigen Beitrag im Schaffen des großen Horrorfans Osgood Perkins.
Autor: Christopher Diekhaus

